
Worum sorgen Sie sich zurzeit? Zählen Sie mal ruhig in Gedanken auf.
Sorgen gehören zum Leben. Da stimmen Sie mir sicher zu. Doch nun rät Paulus, der bei Abfassung dieses Briefes im Gefängnis saß: „Sorgt euch um nichts.“ Also gar nichts? Das bedarf einer Klärung: Es geht nicht um die Für-Sorge, wie z. B. Eltern für ihre Kinder sorgen, oder um die Vor-Sorge, wie z. B. Menschen für die Altersrente vorsorgen. Es gibt bestimmte Dinge, um die sich jeder Gedanken machen, die er planen und um die er sich kümmern muss. Aber es ist ein Unterschied, ob ich sorge in Form von mich kümmern und vorsorgen, oder ob ich mich ängstlich wegen allem Möglichen zersorge, alles Mögliche befürchte, mir alles mögliche Schreckliche vorstelle und mich so von negativen Gedanken und Gefühlen bestimmen lasse. Das heißt nämlich, Gott zu misstrauen. Und das ist Sünde.
Martin Luther sagte einmal: „Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht hindern. Doch kannst du verhindern, dass sie Nester in deinem Haar bauen.“ Wie können wir das konkret tun?
Es gibt berechtigte Sorgen: um das kranke Kind, den unsicheren Arbeitsplatz, die enge finanzielle Situation, die verfahrene politische Lage … Deshalb fordert Gott uns auch auf, das Herz bei ihm auszuschütten (Ps 62,9). Paulus rät in dem o. g. Vers, Gott sogar in jeder Lage um alles zu bitten, ja sogar anzuflehen, denn: „Nichts übersteigt Gottes Macht, und nichts ist der liebenden Fürsorge Gottes zu gering“ (Verfasser unbekannt). Gott kümmert sich um jedes kleine Wehwehchen genauso wie um jede große Entscheidung. Einfach alles, wenn wir ihn bitten.
Paulus geht noch weiter: Gott auch in allen Lebenslagen danken. Das ist schon wesentlich schwieriger, vor allem, wenn Gott unsere Gebete scheinbar nicht hört oder nicht so beantwortet, wie wir das gern hätten. Der englische Pastor C. H. Spurgeon sagte einmal dazu treffend: „Gott nicht in unsern Gebeten zu danken, würde Eigensinn bekunden und Mangel an Unterwerfung unter seinen Willen. Muss alles nach unserm Sinn laufen? Sich weigern, Gott zu loben, zeigt, dass wir wie ein unartiges Kind schmollen, das nicht seinen Willen bekommt.“
Natürlich werden wir nicht aufgefordert, Gott für eine Krebsdiagnose zu danken, die nachlassenden Kräfte im Alter, den Tod eines geliebten Partners … Aber damit sich die Sorgen nicht einnisten können, gibt es ein bewährtes Mittel: Nicht auf die schwierigen, belastenden, schmerzenden Umstände starren, sondern den Blick immer wieder auf Gott richten, der
- mich und meine Situation sieht (1.Mose 16,13).
- mein Gebet hört (Ps 50,15).
- immer bei mir ist (Ps 139,5).
- meine Tränen sieht (Ps 56,9).
- meine innersten Gedanken und Gefühle kennt (Ps 139,2).